Warum Genossenschaften, Kommunen und mutige Bürger der wahre Hoffnungsträger unserer Zukunft sein könnten.

„Wenn das Zentrum versagt, bleibt nur der Rückgriff auf die Peripherie.“
– Lektion aus dem späten Rom

In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind zentrale Politikfelder in Deutschland – mit deutlichen Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft – ins Schlingern geraten. Wer sich einen Überblick verschafft, erkennt ein Muster der strukturellen Vernachlässigung:

  • Steuerpolitik: Der Solidaritätszuschlag wurde vom temporären Mittel zur Dauerabgabe mit Ewigkeitsanspruch.
  • Infrastruktur: Marode Brücken, kaputte Straßen, Funklöcher – sichtbarer Verfall statt Investitionen.
  • Asyl- und Integration: Einwanderung oft in die Sozialsysteme statt in den Arbeitsmarkt.
  • Bildung: Pisa-Desaster, sinkende Standards, ideologisch aufgeladene Lehrpläne.
  • Familien: Fehlanreize statt Unterstützung – Kinderkriegen wird zum Klima-Tabu.
  • Generationengerechtigkeit: Während die 1940er-Jahrgänge nur 34,2 % ihres Bruttoeinkommens in die Sozialkassen einzahlten, waren es bei den Babyboomern bereits 39,4 %. Für die Jahrgänge um 2020 werden es weit über 55 % sein.
  • Wirtschaft: Mit einem aktuellen Wachstum um 0,2 % zählt Deutschland zu den Schlusslichtern der EU.

Nehmen wir uns ein Beispiel heraus: Die demografische Entwicklung ist eine tickende Zeitbombe. Renten- und Gesundheitssystem sind strukturell unterfinanziert, die Versorgung der Beamtenpensionen ungelöst. Gleichzeitig werden die Babyboomer in manchen Debatten als „weiße Alte“ diffamiert – obwohl in dieser Generation wertvolles Know-how liegt. Wird es nicht innerhalb der nächsten fünf Jahre systematisch weitergegeben, bricht eine wichtige Brücke zur Stabilisierung kommender Generationen.

Statt von „Bürokratieabbau“ oder „Reformstau“ zu sprechen, sollten wir die Realität benennen: Was in Deutschland zuverlässig wächst, ist die Bürokratie – und die hat keinen Exportwert. Zeit für einen radikalen Neustart. Weg damit. Komplett. Hasta la vista, Baby.

Auf politische Reformen zu hoffen, heißt auf Wunder zu warten. Die Parteien werden weiterhin alimentieren, regulieren, sich Diäten erhöhen und Verantwortung delegieren. Die Lösung liegt nicht oben, sondern unten: in den Kommunen, in der Selbstermächtigung, in der Kooperation, im Mut zur Verantwortung.

Gerade in diesem Kontext lohnt sich der Blick auf ein bewährtes Erfolgsmodell: das Genossenschaftsprinzip. Es steht für lokale Verantwortung, gemeinschaftlich getragene Entscheidungen und wirtschaftliche Teilhabe vieler statt Machtkonzentration bei wenigen. In Genossenschaften bündeln sich unternehmerisches Denken, soziale Verantwortung und regionale Wertschöpfung – eine echte subsidiäre Struktur mit Zukunftspotenzial.

Historisch bewiesen hat das unter anderem Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der mit seinen Ideen im 19. Jahrhundert soziale Not lindern und wirtschaftliche Selbsthilfe stärken konnte. Auch heute zeigen Energiegenossenschaften, solidarische Wohnprojekte und Dorfläden, dass bürgerschaftliches Engagement und wirtschaftlicher Erfolg kein Widerspruch sind – im Gegenteil: Sie sind oft robuster, transparenter und gemeinwohlorientierter als zentralisierte Strukturen.

Vernetzung statt Vereinsamung. Selbstorganisation statt Selbstaufgabe. Jetzt oder nie.

Die Zeit läuft. Ohne Innovationen – frei von kreativitätszerstörender Regulatorik – hat Deutschland kein zukunftsfähiges Geschäftsmodell. Die demografischen Realitäten sind gesetzt. Wir sind auf die angewiesen, die jetzt da sind. Und das reicht – wenn alle anfangen, ihre Potenziale einzubringen, ohne sich wechselseitig zu behindern und zu demotivieren.

Oder, um es mit Aldous Huxley zu sagen, der in seinem letzten Interview gefragt wurde, was er den Menschen mitgeben wolle:
„Seid doch einfach etwas netter zueinander.“

In diesem Sinne: Packen wir’s an – mit Klarheit, mit Haltung und mit Herz.

Autor: Norbert W. Schätzlein, 05-2025, E-Mail: schaetzlein@siris-systeme.de

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