Alfred Herrhausen über Haltung, Verantwortung und die Grenzen des Machbaren

Er war Banker, Visionär, Philosoph und politischer Geist zugleich – ein Mann, der Macht nie als Besitz, sondern als Verpflichtung verstand.

Alfred Herrhausen, Vorstandssprecher der Deutschen Bank bis zu seinem gewaltsamen Tod 1989, war eine Ausnahmegestalt in der Wirtschaft. Er sprach nicht nur über Geld und Märkte, sondern über Sinn, Verantwortung und gesellschaftliche Balance. Sein Buch „Denken – Ordnen – Gestalten“ ist ein Vermächtnis geistiger Führung – geschrieben von jemandem, der wusste, dass Macht ohne Haltung zur Gefahr wird.

Sein Leitmotiv ist schlicht und radikal zugleich:

„Wir müssen das, was wir denken, sagen.
Wir müssen das, was wir sagen, tun.
Und wir müssen das, was wir tun, dann auch sein.“

In dieser Dreigliedrigkeit steckt ein ganzes Führungsverständnis. Denken, Sagen, Tun – und Sein: vier Ebenen, die in moderner Managementsprache oft auseinanderfallen. Herrhausen wollte sie wieder verbinden. Für ihn war Authentizität kein Schlagwort, sondern eine moralische Verpflichtung.

Er sah den Topmanager nicht als Spezialisten, sondern als Menschen im Spannungsfeld zwischen ökonomischer, sozialer und politischer Verantwortung. Seine Aufgabe: das Gleichgewicht halten – zwischen Effizienz und Ethik, zwischen Gestalten und Bescheidenheit. Führung, so schrieb er, erfordere „innere Bescheidenheit, die Anmaßung nicht verträgt.“

Herrhausen forderte von Managern Wachheit – ein Gespür für Zeitströmungen, ohne sich vom Zeitgeist verführen zu lassen. Wer führen will, müsse die Zeichen der Zeit erkennen, ohne ihnen zu verfallen. Dafür brauche es Haltung, Urteilsvermögen und das, was er „respektvolle Gegenseitigkeit“ nannte: das Bewusstsein, dass Mitarbeiter keine Untergebenen, sondern Mitwirkende sind.

Er war überzeugt, dass die Wirtschaft nicht ohne gesellschaftliche Verantwortung bestehen kann. „Management steht unter einem dauernden Begründungszwang“, schrieb er. Ein Unternehmen, das seine Nützlichkeit für die Gesellschaft verliert, beginne zu sterben. Damit formulierte er vorweg, was heute als „Purpose“ und „Sustainability“ gilt – nur klarer, ehrlicher, und ohne Marketingrhetorik.

Vielleicht liegt in diesem Denken die eigentliche Modernität Herrhausens: Er verstand, dass die Zukunft nicht durch Berechnung entsteht, sondern durch Bewusstsein. Durch die Fähigkeit, sich selbst als Teil eines größeren Ganzen zu begreifen.

Fazit für Führung und Nachfolge

Alfred Herrhausens Gedanken gehören heute zu den tiefsten Reflexionen über Führung, die je ein deutscher Unternehmer niedergeschrieben hat.
In unseren Traineeprogrammen sprechen wir darüber nicht aus Nostalgie, sondern weil seine Fragen aktueller sind als je zuvor:
Wie bleibt ein Unternehmen integer?
Wie gelingt Führung ohne Machtmissbrauch?
Wie verbindet man ökonomischen Erfolg mit menschlicher Würde?

Herrhausen war überzeugt: Ohne Haltung verliert jede Organisation ihre Seele. Und genau deshalb ist sein Vermächtnis – Denken, Ordnen, Gestalten – kein Buch über Banking, sondern eines über Menschlichkeit in Machtpositionen.

Autor: Norbert W. Schätzlein, E-Mail: schaetzlein@siris-systeme.de

Bildquelle: KI-generiertes Symbolbild, erstellt nach Ideen des Autors mit Unterstützung von ChatGPT (GPT-5), 2025

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