
Manche Erkenntnisse aus der Quantenphysik wirken fast wie ein Paradoxon – und doch haben sie eine erstaunliche Bedeutung auch für unseren Alltag, insbesondere für den Umgang mit Diagnosen. Eines der berühmtesten Experimente, das den Geist der Quantenwelt einfängt, ist der Doppelspaltversuch. Dabei wird Licht oder ein anderes Quantenobjekt durch zwei eng beieinanderliegende parallele Spalte geschickt. Das Überraschende, je nachdem, ob eine Messung darüber erfolgt, durch welchen der beiden Spalte das Teilchen gegangen ist, zeigt es ein völlig anderes Ergebnis: mal verhält es sich wie eine Welle, bildet ein Interferenzmuster, mal wie ein Teilchen, das einen klaren Weg nimmt.
Doch entscheidend ist hierbei nicht, ob ein Mensch „hinschaut“, sondern ob die Beobachtung – technisch gesprochen die Messung – vorgenommen wird. Die Realität, so scheint es, wird erst durch den Akt der Messung durch den Versuchsleiter geformt.
Vor (voreiligen) Diagnosen sei gewarnt
Dieses Phänomen lässt sich auch auf den Bereich der medizinischen Diagnosen übertragen: Solange eine Diagnose, die in der Regel auf Messergebnissen beruht, durch den Arzt nicht als unumstößlich betrachtet wird, bleibt Raum für mehrere Möglichkeiten. Der Patient ist dann nicht nur „krank“ oder „gesund“, sondern symbolisch gesprochen in einem Überlagerungszustand voller Chancen und Gestaltungsspielräume.
Wie beim Gedankenexperiment von Erwin Schrödingers Katze, die in ihrer undurchsichtigen Kiste in einem Überlagerungszustand zugleich lebendig und tot ist, bis jemand nachschaut, so kann auch eine Diagnose nicht das letzte Wort sein, solange sie nicht als einzig gültige Wahrheit akzeptiert wird. Es ist der Blick, die Einstellung und das Engagement des Patienten selbst, die einen entscheidenden Unterschied machen.

Ich habe das am eigenen Leib erfahren. Mit 58 Jahren bekam ich die Diagnose Tinnitus. Drei HNO-Ärzte, die ich konsultierte, waren sich einig: „In dem Alter, Herr Schätzlein, geht das nicht mehr weg.“ Ein Satz wie ein Hammer. Beim Verlassen der dritten Praxis machte ich geistig den Stinkefinger und beschloss: Ich werde wieder gesund, mehr noch lautete mein Mantra „ich bin wieder gesund!“. Alle Rezepte, die mir verschrieben worden waren, zerriss ich, keines davon löste ich in der Apotheke ein.
Was dann folgte, war eine wilde Odyssee. Neben den HNO-Ärzten suchte ich zwei Allgemeinmediziner, einen Orthopäden und einen Zahnarzt auf. Von Akupunktur und Akupressur über Leberreinigung, bis Weihrauchtabletten war alles dabei, das ganze Programm, ich ließ irgendwie nichts aus. Ich ging in die Röhre (MRT), kaufte für über 500 Euro teure (Medizin-)Fachbücher, probierte die unterschiedlichsten Alternativmethoden an mir selbst aus – einmal sogar mit einer Verätzung am Ohr, die glücklicherweise folgenlos blieb. Es war Trial & Error, ein mühseliges, oft kostspieliges Experimentieren. Nach elf Monaten (aus schulmedizinischer Sicht ein völlig atypischer Verlauf, weil der Zeitraum als „viel zu lang“ gilt) aber war der Spuk vorbei. Kein Tinnitus mehr, keinerlei Einschränkung, mein Hörvermögen ist bis heute top. Die Kosten? Rund 10.000 Euro, die bei mir selbst hängenblieben.
Vielleicht fragen Sie sich an dieser Stelle, lieber Leser: Wieviel wären Sie bereit, aus eigener Tasche für Ihre Gesundheit auszugeben? Die Antwort gibt u.a. Hinweis auf Ihre Willensstärke.
Doch zurück zu den Diagnosen. Manche Ärzte geben Urteile ab, als wären es in Stein gemeißelte Gesetze. In Wirklichkeit sind Diagnosen immer nur Momentaufnahmen – Interpretationen, die nicht das letzte Wort haben müssen. Natürlich: Die Schulmedizin hat fraglos ihre Berechtigung und sie ist bisweilen unverzichtbar, das sei hier ausdrücklich gesagt. Aber sie verkennt oft, dass der Schulterschluss mit der Alternativmedizin fruchtbar wäre. In meinem Fall war es genau diese Kombination – unterstützt durch Geräte und Medikamente der Alternativmedizin, Bücherstudien, Erfahrungen beim Experimentieren – die am Ende den Ausschlag gaben.
Die Quantenphysik lehrt uns, wie wir weiter oben gesehen haben, dass Beobachtung und Messung die Realität formen. Genauso verhält es sich – so meine persönliche Überzeugung – mit Diagnosen: Sie sind nicht das Ende, sondern bestenfalls ein Anfang. Die entscheidende Frage ist, wie wir hinschauen und welche Möglichkeiten wir uns dadurch selbst eröffnen. – Und, häufig wünscht man sich Ärzte, die sich Zeit für den Patienten nehmen und nicht so offensichtlich auf das schnelle Geld fixiert sind.
Ernst Jandl hat dies prägnant in einem seiner Gedichte eingefangen, woraus hier ein Ausschnitt exemplarisch zitiert sei: „einer raus / einer rein / nächster sein“ – „selber rein – tag herr doktor“ (Gedicht „fünfter sein“ von Ernst Jandl)
Dieser Blog/Text schildert ausschließlich meine persönlichen Erfahrungen. Er ist kein medizinischer Ratschlag und keine Empfehlung, sondern ein Erfahrungsbericht.
Verstehen Sie diese Ausführungen bitte als Einladung, die eigene Verantwortung wahrzunehmen: mitzudenken, kreativ zu werden und den eigenen Weg zu gehen – anstatt sich zurückzulehnen und zu erwarten, dass andere für die ureigensten Interessen Sorge tragen. – Und noch dies zum Schluss: denken mach selbst-bewusst.
Autor: Norbert W. Schätzlein, E-Mail: schaetzlein@siris-systeme.de
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