
Warum unsere Geldsysteme immer wieder im Krieg enden
Einleitung
Krisen kommen und gehen – aber manchmal scheinen sie sich zu ballen, als wäre ein unsichtbarer Rhythmus am Werk. Finanzsysteme kollabieren, Schuldenberge explodieren, politische Spannungen eskalieren. Ist das alles bloßer Zufall – oder steckt ein tieferer Zyklus dahinter?
Ein Blick auf die letzten 80 bis 100 Jahre zeigt: Große geopolitische Erschütterungen gehen oft mit einem kompletten Umbau der monetären Ordnung einher. Ein Reset – ob gewollt oder herbeigeführt – eröffnet dann ein neues Kapitel. Doch dieses Kapitel folgt selten der Logik des Fortschritts. Es folgt der Logik der Macht.
1. Neustart nach Krieg und Währungsreform
Ein globaler Krieg, ein systemischer Zusammenbruch oder ein weltweiter Schock markiert das abrupte Ende des Alten. Alte Versprechen verlieren ihre Gültigkeit, gewohnte Sicherheiten brechen weg. Doch im Chaos liegt auch die Gelegenheit zum Neuanfang: Schulden werden gestrichen, Eigentumsverhältnisse neu geordnet, ein neues globales Finanzsystem wird etabliert.
Unter internationaler Führung – oft durch Institutionen wie den IWF, die Weltbank oder die BIZ – entsteht ein neues Regelwerk, das Stabilität und Wachstum verspricht. Die Institutionen sind formal jung, das Vertrauen – zumindest kurzfristig – wiederhergestellt. Hoffnung und Zukunftszuversicht bestimmen den Zeitgeist.
Es ist die Illusion von Neutralität, Bereinigung und Neuanfang, die diese Phase prägt – doch die Richtung ist bereits vorgegeben. Denn wer die Rahmenbedingungen des neuen Systems setzt, definiert auch, wer künftig profitieren wird.
2. Wiederaufbau und wirtschaftliche Expansion
Nach dem Reset beginnt die Gesellschaft wieder zu arbeiten, zu investieren, zu gestalten. Produktivität, Innovationskraft und Optimismus befeuern das Wachstum. Staaten investieren massiv in Infrastruktur, Industrie und Bildung – nicht nur, um Arbeitsplätze zu schaffen, sondern um die Zukunft aktiv zu formen.
Private Haushalte bauen Vermögen auf, Eigentum wird neu verteilt, Wohlstand erscheint greifbar. Unternehmen florieren, der Staat wirkt handlungsfähig, die Gesellschaft durchlässig. Es ist eine Zeit des Fortschritts, des Machbaren – und des realen sozialen Aufstiegs.
Die große Erzählung dieser Phase lautet: „Wer sich anstrengt, kann es schaffen.“ Und eine Zeit lang stimmt das sogar. Doch im Hintergrund beginnt bereits der nächste Wandel – leise, schleichend, systemisch.
3. Hochphase, Sättigung, beginnende Regulierung
Mit dem Wohlstand kehrt die Stabilität ein – und mit ihr die Bürokratie. Was einst als dynamische Aufbauphase begann, gerät allmählich in einen Zustand institutioneller Erstarrung. Der Staat dehnt seine Rolle aus: Sozialversicherungen, Förderprogramme und Regulierungsregime wachsen stetig. Was als Schutzmechanismus gedacht war, wird zunehmend zur Selbstbeschäftigung der Apparate.
Steuerlasten steigen, bürokratische Verfahren verkomplizieren wirtschaftliches Handeln, und der Mut zum Risiko weicht einem weit verbreiteten Sicherungsdenken. Innovation wird gebremst, Unternehmergeist durch Compliance ersetzt.
„Ab 50 Prozent Staatsquote beginnt der Sozialismus.“
Helmut Kohl, Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland
Dieses Zitat markiert die Schwelle, an der aus staatlicher Fürsorge systemische Kontrolle wird. Die Gesellschaft driftet in einen Zustand kollektiver Sättigung und Besitzstandswahrung. Man richtet sich im Erreichten ein – das Neue wird zur Bedrohung, nicht mehr zur Verheißung.
4. Systemische Erschöpfung & Verschuldungsspirale
Die wirtschaftliche Dynamik lässt nach – und das System wird zur Fassade.
Staaten geben mehr aus, als sie einnehmen. Um Versprechen aufrechtzuerhalten, greifen sie zu immer höheren Schulden. Das System wird nicht reformiert, sondern künstlich stabilisiert – durch billiges Geld, fiskalische Tricks und beschwichtigende Narrative.
Inflation – verursacht durch expansive Geldmengenausweitung – frisst sich langsam, aber tief durch die Gesellschaft. Sie wird verharmlost, doch ihre Wirkung ist konkret: kalte Progression, steigende Abgaben und stille Leistungskürzungen führen zur schleichenden Enteignung der arbeitenden Bevölkerung.
Die wirtschaftlichen Spielräume verengen sich. Immer weniger Menschen verstehen noch die Funktionsweise des Systems – doch immer mehr spüren instinktiv, dass etwas nicht stimmt. Das Vertrauen beginnt zu erodieren – zuerst leise, dann hörbar, schließlich sichtbar.
5. Dauerkrise & Eskalation
Die Gesellschaft tritt ein in den Zustand der Dauerkrise.
Krisen verlaufen nicht mehr sequenziell, sondern überlagern sich in immer kürzeren Abständen: Finanz-, Energie-, Klima-, Migrations-, Identitäts- und Gesundheitskrisen verdichten sich zu einem permanenten Ausnahmezustand.
Die Politik verliert ihre strategische Handlungsfähigkeit und gerät in den Modus des Reagierens, nicht des Gestaltens. Entscheidungen werden ad hoc getroffen, getrieben von Bildern, Stimmungen, Druck.
Und mit jeder neuen Krise wächst die Angst. Angst vor Knappheit, Kontrollverlust, dem falschen Wort, der falschen Entscheidung, dem falschen Lager. Wer in Angst ist, denkt nicht mehr kreativ – sondern sucht Schutz und Orientierung.
Er sehnt sich nach einer höheren Instanz, die alles ordnet, reguliert, rettet. „Vater Staat“ und „Mutter Kirche“ kehren in neuer Gestalt zurück – nicht als geistige Instanzen, sondern als Versorger, Richter und Grenzzieher. Doch: Die Interessen des verängstigten Individuums decken sich nicht mit denen der Machthabenden. Angst macht steuerbar – und wer in Angst verharrt, lässt sich leichter führen, ohne zu hinterfragen.
Freiheitsrechte werden schrittweise eingeschränkt nach der Salamitaktik, mal aus epidemiologischen, mal aus sicherheitspolitischen, mal aus klimapolitischen Gründen. Die Bevölkerung ist gespalten, der Ton wird rauer, Polarisierung ersetzt Diskurs.
„Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“
Jean-Claude Juncker (zugeschrieben)
Inmitten dieses Spannungsfelds kehrt ein altes Mittel zurück in die politische Rhetorik: die Aufrüstung. Der Ruf nach starker Führung wird lauter – und mit ihm die Bereitschaft, äußere Konflikte als Ventil für innere Spannungen zu nutzen.
6. Der Reset durch Disruption oder Krieg
Am Ende steht der Reset – geplant, provoziert oder billigend in Kauf genommen.
Die Dauerkrise entlädt sich in einer massiven Erschütterung: ein bewaffneter Konflikt, eine Hyperinflation, ein digitaler Systemkollaps – oder eine Kombination aus allem. Der Reset erscheint plötzlich unausweichlich, alternativlos, historisch notwendig.
Doch der Höhepunkt der Eskalation ist selten bloßer Zufall. Oft ist er Resultat gezielter Dynamiken – sei es durch geopolitische Provokation, überschuldete Staaten oder das bewusste Zulassen von Kontrollverlust. Krieg wird zum Ventil: zur Reinwaschung der Verantwortungsträger, zur Umverteilung von Vermögen, zur Bereinigung untragbarer Schuldenstände, zur Sicherung bestehender Machtstrukturen.
Ein neues Währungssystem wird installiert – etwa in Form digitaler Zentralbankwährungen (CBDCs), gekoppelt an digitale Identitäten und neue Kontrollmechanismen. Die verantwortlichen Eliten inszenieren sich als Retter aus der Krise, nicht als deren Ursache.
Die Karten werden neu gemischt – aber die Spielleitung bleibt meist dieselbe. Und so beginnt der Zyklus von vorn. Ein Zyklus, der nicht zufällig ist, sondern systemisch erfolgt.
Dieser Zyklus folgt keinem geheimen Drehbuch – aber er folgt einer klaren inneren Logik:
Ordnung erzeugt Wohlstand.
Wohlstand führt zu Sättigung.
Sättigung gebiert Überdehnung.
Überdehnung erzeugt Misstrauen.
Misstrauen führt zu Krisen.
Krisen ermöglichen Chaos.
Und im Chaos wird eine neue Ordnung installiert.
Nicht der Kollaps ist das Ziel – sondern der Moment danach. Ein neues Finanzsystem fällt nie vom Himmel. Es wird vorbereitet, orchestriert, als Rettung verkauft – von jenen, die die Krise ermöglicht haben. Noch bevor sich der Staub legt, sind die Spielregeln bereits neu geschrieben.
In der Vergangenheit war das Bretton-Woods-System (1944) ein solcher Moment. Der Nixon-Schock 1971, als der US-Dollar vom Gold gelöst wurde, ein weiterer. Heute stehen wir erneut an der Schwelle.
Die aktuelle Weltlage – von grenzenloser Verschuldung über wachsende Systemlügen bis hin zu einem zunehmend autoritär agierenden Sicherheitsstaat – spricht eine deutliche Sprache: Wir befinden uns im Übergang von Phase V zu Phase VI.
Doch diesmal gibt es einen Ausweg
Wir müssen das Spiel nicht erneut mitspielen.
Wir dürfen nicht wieder auf das große Versprechen eines digitalen Allheilmittels hereinfallen.
Wir können aussteigen – aus einem manipulierbaren Schuldgeldsystem, das nur wenigen dient und vielen schadet.
Was wir brauchen, ist kein digitaler Reset. Sondern eine Rückkehr zu Ehrlichkeit. Deckung. Wert.
Ein Geldsystem, das sich nicht manipulieren lässt.
Ein Geldsystem, das keiner inszenierten Krise bedarf, um sich zu erneuern.
Ein Geldsystem – gedeckt durch das einzig bewährte Mittel: Gold.
Autor: Norbert W. Schätzlein, schaetzlein@siris-systeme.de
Ausgewählte Quellen und Empfehlungen zur Vertiefung
- The Money Masters
Dokumentarfilm von Bill Still über die Geschichte der Zentralbanken und die Entwicklung des Schuldgeldsystems.
USA, 1996 – Länge: ca. 3,5 Stunden - Prinzipien des Wandels
Animierte Video-Reihe von Ray Dalio zur Geschichte von Imperien, Schuldenzyklen und Machtverschiebungen.
YouTube-Kanal von Ray Dalio – besonders empfehlenswert: „Changing World Order“ (Deutsch synchronisiert verfügbar) - Inside Job
Oscar-prämierte Dokumentation über die Ursachen der globalen Finanzkrise von 2008 – inklusive Aussagen führender Banker, Politiker und Ökonomen.
Regie: Charles Ferguson – USA, 2010 - The Coming War on China
Investigative Dokumentation von John Pilger über geopolitische Spannungen, Aufrüstung und wirtschaftliche Vormachtstrategien.
UK/Australien, 2016 – Länge: ca. 113 Minuten - Strauss & Howe – The Fourth Turning
Analyse eines tiefen generationenbasierten Gesellschaftszyklus von ca. 80–100 Jahren, mit historischen Rückkopplungen und Warnung vor systemischen Umbrüchen.
Buch: William Strauss & Neil Howe, 1997
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