
Es mag kurios klingen, aber immer wieder trifft man in Unternehmen auf Manager, die ernsthaft glauben, in ihrem Bereich sei längst alles erfunden.
Manche Entwicklung wirkt einfach perfekt. Nicht nur aus Kundensicht – auch dem eigenen Management fehlt manchmal schlicht die Vorstellungskraft, dass man das bisherige Angebot noch toppen könnte. Die Umsatzkurve zeigt stabil nach oben, alles scheint rund zu laufen. Jetzt geht’s nur noch ums Ernten.
Auf hohem Niveau selbstzufrieden
Wir befinden uns hier in einer Phase des Unternehmenslebenszyklus, in der auf hohem Niveau pausiert wird: Gewinne fließen nicht mehr in neue Ideen, sondern in Prestigeprojekte, Leuchttürme, Imagepflege. Und ja, eine Zeit lang geht das gut.
Doch dann passiert das Unerwartete. Lassen Sie mich das an einem Beispiel veranschaulichen.
Ein ganz normales Produkt – und dann?
Stellen Sie sich vor, Sie sind Hersteller eines Dauerbrenners der Alltagsnachfrage: Socken. Ja, Sie haben richtig gelesen. Socken – egal ob für Männer, Frauen oder Unisex – jeder kennt sie, jeder braucht sie.
Sie produzieren in allen Größen und Materialstärken, bieten Sommer- und Wintersocken, Leichtgewicht und Heavyweight, Basic, Thermo, Extra warm, Komfortpolsterung für Sportsocken oder Flachstrick und Vollfrottee.
Kurz: Das ist Ihr Terrain. Sie kennen den Markt. Ihre Prozesse laufen lean, die Produktpalette sitzt, das Geschäftsmodell gilt als konjunkturunabhängig.
Im Hof steht der SUV, die Telefonzentrale weist Innovationsberater freundlich ab, und die Jahresgespräche mit der Bank gehen Ihnen flüssig von der Hand.
Was soll da noch passieren?

Innovation kommt leise – aber bleibt
Dann hört einer Ihrer treuen Kunden zufällig von Bambussocken. Klingt exotisch, macht aber neugierig. Also bestellt er mal ein Paar zur Probe – und bleibt dran.
Ein paar Monate später stößt derselbe Kunde auf Socken mit Silberfaden – antibakteriell, geruchshemmend, temperaturausgleichend. Wieder ein Versuch, wieder eine Entdeckung.
Und plötzlich beginnt er: Vorratshaltung.
Die Nachfrage nach klassischen Baumwollsocken? – Bricht ein, wenn unser fiktives Beispiel bei den Kunden Schule macht.
Das Lager ist noch voll, aber der Markt ist längst weitergezogen.
Was lehrt uns das? Innovation geschieht oft genau dort, wo man sie am wenigsten erwartet. Und: Nur das ist normal.
Was fehlt: Nicht Kontrolle, sondern Kreativität
Es mag ganz nett sein, im Management ein paar Verwaltungsprofis mit Excel-Kompetenz zu beschäftigen. Aber was jedes Unternehmen wirklich braucht, sind Innovationsgeister. Menschen mit Ideen. Menschen mit dem, was KI (noch) nicht kann: Intuition, Vorstellungskraft, Wagemut.
Unser Gesellschaftsmodell dagegen „züchtet“ Verwaltungsjunkies – aber keine Denker, keine Möglichkeitsmenschen.
Mit Verwaltern – oft auch gleich Bedenkenträgern – kommt kein Unternehmen voran.
Und Sie?
Wo also sind Ihre Vor-, Mit-, Quer- und Nachdenker?
Wer hilft Ihnen, über die Betriebsblindheit hinwegzusehen?
Wer initiiert den nächsten Produktlebenszyklus, bevor der letzte verpufft?

Ich habe einen Satz in meiner Beratungstätigkeit nie vergessen – und er hat mich nie enttäuscht:
„Wenn es dir richtig gut geht und du dann nicht in die Zukunft investierst, wird dich diese Fehlentscheidung einholen – früher, als du denkst.“
Oder einfacher gesagt: Wenn’s am schönsten ist, ist der Bedarf für Innovation am größten.
Und jetzt mal ehrlich: Wo genau stehen Sie gerade?
Autor: Norbert W. Schätzlein, E-Mail: schaetzlein@siris-systeme.de

Bildquelle: KI-generiertes Titelbild, erstellt mit DALL·E (OpenAI, 2025) auf Anweisung durch ChatGPT für zeitfenster.com.
Motividee, Gestaltungskonzept und Textvorgabe: Nutzer (2025).
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