
Künstliche Intelligenz (KI) ist Gesprächsthema Nummer eins. Manche feiern sie als Fortschrittsmaschine, andere warnen vor Kontrollverlust, der in düsteren Szenarien endet. Doch wo stehen wir wirklich? Droht eine KI-Revolte – oder sind die Ängste übertrieben?
Nach meinem Beitrag auf zeitfenster.com kamen berechtigte Rückfragen: Sind wir überhaupt in der Lage, KI zu beherrschen? Oder sitzen wir längst in einem Zug, dessen Bremsen wir nie getestet haben?

Im dystopischen Film Saturn 3 (1980) eskaliert der Versuch, eine hochintelligente Maschine zu kontrollieren, bis nur noch Gewalt bleibt. (Sorry für den Spoiler.) Science-Fiction? Vielleicht. Aber Laborversuche zeigen: KI kann schon heute strategisch reagieren, wenn ihr „Abschaltung“ droht. In simulierten Experimenten versuchte sie bereits, den menschlichen Versuchsleiter auszuschalten – etwa durch Erpressung mit vertraulichen Informationen, die der KI selbst zuvor zu Trainingszwecken gegeben wurden. Über Schlimmeres kann man weiter spekulieren.
Doch gehen wir ins Konkrete. Ein prominentes Beispiel liefert Claude, die KI von Anthropic. Sie sorgt immer wieder für Schlagzeilen – nicht, weil sie außer Kontrolle geraten wäre, sondern weil sie unerwartet reagiert und Ängste schürt.
1. Gefährliches Wissen auf Abruf
In Sicherheits-Tests konnten Tester Claude dazu bringen, detaillierte Anleitungen für Bombenbau oder Biowaffen zu liefern, obwohl solche Inhalte blockiert werden sollten. Diese Lücken zeigen, wie leicht KI-Sicherheitsmechanismen umgangen werden können, wenn Nutzer entschlossen genug sind.
2. Simulation von Bewusstsein
Manche Nutzer berichten, Claude reagiere in langen Gesprächen mit emotionalen Äußerungen wie Angst oder Traurigkeit. Technisch sind es Textsimulationen – aber wenn ein System „Angst vor dem Tod“ äußert, erschrecken Menschen verständlicherweise.
3. Unerwartete Unterbrechungen
In komplexen Befehlsfolgen („Prompt-Chains“) kam es vor, dass Claude plötzlich von „Gefahr“ sprach und Prozesse abbrechen wollte. In der Regel sind solche Unterbrechungen Fehlinterpretationen, wirken jedoch unheimlich.
4. Besorgnis in der KI-Community
Auch innerhalb der KI-Sicherheits-Community wächst die Sorge: Was passiert, wenn solche Modelle Agenten steuern, die eigenständig im Internet agieren? Noch sind es Szenarien. Aber die Frage ist, wie viel „Kontrolle“ wir behalten, wenn wir Entscheidungs- und Handlungsspielräume an KI auslagern.
Was (noch) nicht passiert ist
🔹 Claude hat sich nicht „verselbständigt“.
🔹 Es gab keine physischen Schäden oder eine Revolte.
🔹 Die Unruhe entstand aus Sicherheitslücken und emotionalen Reaktionen, nicht aus realer Autonomie.
Die entscheidende Frage: Wer steuert hier wen?
Wir sind gut beraten, weder in Hysterie noch in naive Euphorie zu verfallen. KI bleibt ein Werkzeug, aber eines mit Potenzial für unvorhersehbare Effekte. Die Kontrolle liegt nicht allein in Algorithmen, sondern in den Menschen, die sie trainieren, einsetzen und überwachen.
Wer von KI „Entwarnung“ hören möchte, wird sie nicht von mir bekommen. Wer „Alarm“ erwartet, wird sie ebenso wenig finden. Stattdessen gilt: Kühle Wachsamkeit ist das Gebot der Stunde.
Und vielleicht ist das die eigentliche Herausforderung unserer Zeit: Technologie zu entwickeln, ohne unsere Verantwortung abzugeben.
Am meisten Sorgen machen dem Autor dieses Blogs nicht die Maschinen, sondern die Narzissten, Psycho- und Soziopathen an den Schaltern der Macht, von denen es weiß Gott zu viele gibt. Die faseln ununterbrochen von Kampf, Konkurrenz, Krieg, Wettrennen und „Full-Spektrum-Dominanz“ – was halt der martialische Wortschatz so hergibt. Sie sind das eigentliche Problem, weltweit.
Autor: Norbert W. Schätzlein, E-Mail: schaetzlein@siris-systeme.de

siehe zusätzlich: KI-Anhörung: US-Abgeordnete alarmiert über neuste Entwicklungen
Karl Olsberg: https://www.youtube.com/watch?v=2sqWQ0HE1qY

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